Radler- und Kanupension Havelberg
Übernachten im barocken Fischerhaus mit Wasserblick
Wer in der Weinbergstraße in Havelberg ein Haus bewohnt, blickt direkt auf einen Fluss. Die Havel fließt, von Berlin kommend, durch das beschauliche Hansestädtchen, bevor sie in die Elbe mündet. Auf ihrem Weg hinterlässt sie eine einmalige Auenlandschaft und eine entzückende, teilweise unberührte Natur. Manchmal kommen einige Kanuten vorbeigepaddelt, manchmal eine Gruppe Radfahrer. Das ist der Stoff, aus dem Urlaubsträume sind. Und das ist der Grundgedanke eines Hausprojektes an der Havelberger Weinbergstraße. Aus einem historischen Gebäude soll eine liebevoll restaurierte Radler- und Kanupension entstehen. Das Bundesmodellvorhaben Land(auf)Schwung hilft dabei.
Die Nachfrage nach touristischen Angeboten im Elb-Havel-Winkel im Nordosten von Sachsen-Anhalt steigt. Havel und Elbe locken Touristen an, ebenso der Dom, die Historie der Hanse oder das neue Haus der Flüsse. Gerade in den Monaten April bis Oktober häufen sich die Anfragen für Übernachtungsmöglichkeiten. Allerdings ist das Angebot nicht immer ausreichend. Darum haben sich die beiden Berliner Architekten Mira Dih und Christian Geyer dazu entschlossen, aus einem Kulturdenkmal eine besondere Unterkunft zu entwickeln.
Haus war für den Abriss bestimmt
Doch zurück zum Gebäude. „Das alte Fischerhaus ist eines der ältesten Häuser in der Straße“, sagt Projekt-Mitinitiator Christian Geyer. Es handele sich um einen spätbarocken Fachwerkbau mit Lehmwellerdecken und -wänden und einem Krüppelwalmdach, erbaut 1775. „Das Fachwerk besitzt für die Zeit charakteristisch gebogene Streben.“ Das Gebäude stand, bevor sich die beiden Enthusiasten dem Haus annahmen, etwa 25 Jahre leer. Mehr noch: Es war dem Verfall preisgegeben und bereits für den Abriss vorgesehen. „Wir haben es uns dennoch zur Aufgabe gemacht, das Haus zu retten“, sagt Christian Geyer.
Diese konnte im Jahr 2018 beginnen. Seitdem ist bereits sehr viel geschehen. Die Standsicherheit des Fachwerkes konnte durch eine behutsame Sanierung wieder hergestellt werden. Dafür wurde das kaputte Fachwerk ausgetauscht und durch gesunde alte Eichenhölzer aus Abrissgebäuden ergänzt. Die Gefache der Außenhülle wurden wieder mit alten, gereinigten Ziegelsteinen und neuen Leichtlehmsteinen zugemauert. Damit ist die Sanierung allerdings noch lange nicht beendet. Sie seinen ihrem Ziel nähergekommen, jedoch könne es bis zur Fertigstellung noch drei bis acht Jahre dauern, so die beiden Architekten. Wie und wann es weitergeht, ist auch von weiteren Unterstützungen aus Fördermitteltöpfen abhängig.
Sanierung mit traditionellen Verfahren
Doch schon jetzt erregt die denkmalgerechte Sanierung große Aufmerksamkeit. Auch die Anwohner der Weinbergstraße seien bereits jetzt sehr von dem Projekt begeistert, berichtet Bauherr Christian Geyer. Zum Tag des offenen Denkmals im September stand übrigens die Tür für alle Interessierten offen. Bis dahin führten die Bauarbeiter die Sanierung der Innendecken- und wände durch, natürlich in traditioneller sogenannter Lehmwellertechnik. Das Verputzen der Fassade des Hauses mit Kalkputz steht ebenfalls noch an. Auch in den nächsten Jahren steht noch viel auf dem Plan. Die größten Vorhaben sind neue Fenster sowie der gesamte Innenausbau des Hauses.
Es wird also noch eine Weile dauern, bis die ersten Gäste nach einer gemütlichen Nachtruhe morgens ihren Blick über die Havel schweifen lassen können.