Zuckerhalle Goldbeck - Investition
Mehr als nur süße Veranstaltungen
In Goldbeck ist die Begeisterung seit 2016 zu spüren. In jenem Jahr säuberten zahlreiche Einwohner mit Schaufeln und Mundschutz bewaffnet die alte Zuckerhalle. Sie ist ein letztes Relikt aus der Industriezeit. Auf einem großen Gelände residierte einst die „Aktien-Zuckerfabrik-Goldbeck“. Die Gründung ist fast 130 Jahre her, heute zeugen nur noch ein Straßenname „An der Zuckerfabrik“ sowie die leerstehende Zuckerhalle davon.
Geht es nach dem Willen der Einwohner und des Gemeinderates von Goldbeck sollte das nicht so bleiben. Die Reinigungsaktion in jenem Sommer diente dazu, die rund 900 Quadratmeter große Halle beim sogenannten Plummus-Fest im September zu nutzen. Einmal auf den Geschmack gekommen, sollte bald mehr entstehen. „Unsere Vision ist eine Multifunktionshalle“, sagte Bürgermeister Torsten Dobberkau Ende des Jahres 2016. Dass das kein einfaches Unterfangen wird, wusste damals jeder. Darum begleitete von Beginn an das Modellvorhaben Land(auf)Schwung das ambitionierte Projekt.
Konzept für zukünftige Nutzung erstellt
Ein erster Schritt war die Erstellung eines Konzeptes für die zukünftige Nutzung der Halle. Aus dem historischen Gebäude aus den 1930er Jahren soll einmal ein Gebäude entstehen, in dem zum Beispiel ein Saal für Veranstaltungen und ein Indoorspielplatz beherbergt sind. „Das Konzept soll zeigen, ob und wie diese Vision realisierbar ist“, sagte Bürgermeister Dobberkau vor Erstellung der Studie. Es wurden etwa Nutzungsmöglichkeiten und mögliche Partnerschaften mit Einwohnern, Vereinen, Kindertagesstätten oder Grundschulen überprüft. Das Gebäude soll nicht nur erhalten werden, sondern auch ein Veranstaltungsort für die Gemeinde. Ziel dabei ist es, den Industriecharakter der alten Zuckerhalle zu erhalten.
Das Konzept erarbeiteten Studenten der Fachhochschule Magdeburg-Stendal. Sie standen in Kontakt zu Vereinen und Institutionen und führten Gespräche mit Vertretern von Grundschule, Kita, Hort und Sekundarschule. Bei einem offenen Workshop konnten Einwohner ihre Ideen beisteuern und diskutieren. Bereits 2017 hat die Kommune mit dem fertigen Konzept in der Hand begonnen, nach Fördermitteln für die nötigen Umbauten und Sanierungen zu suchen.
Sanitäranlagen und Elektrik saniert
Hierfür konnten sowohl Land(auf)Schwung-Mittel als auch Fördermittel für die ländliche Entwicklung vom ALFF Altmark eingeworben werden. Über Land(auf)Schwung wurde die Herstellung des Fußbodens sowie der Elektroinstallation in der großen Halle finanziert. „Außerdem war der Bau von Sanitäranlagen inbegriffen“, berichtet die Bauamtsleiterin in der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck, Simone Kuhlmann. Das ALFF Altmark unterstützte die Dachsanierung. Beide Teilprojekte konnten 2018 fertiggestellt werden. In der Zuckerhalle gibt es nun einen neuen Fußboden sowie Toiletten inklusive Anschlüsse an das Trink- und Abwassersystem. Für den Bau einer Boulderwand in der Halle, ein weiteres Vorhaben, liegt ebenfalls der Zuwendungsbescheid vor. Noch 2018 soll die Vergabe der Bauleistung an einen Hersteller erfolgen.
Schon diese ersten Sanierungsarbeiten führten zu einer besseren Nutzbarkeit der alten Industriebrache. „Der Aufwand zur Durchführung von Veranstaltungen konnte deutlich gesenkt werden“, sagt Simone Kuhlmann. Unter anderem weil keine provisorischen Lösungen zur Strom- und Toilettenversorgung mehr nötig seien. Zukünftig gehe es nun darum, eine uneingeschränkte Nutzung der Halle zu gewährleisten. „Dazu fehlt uns noch die offizielle Umnutzungsgenehmigung“, erklärt die Bauamtsleiterin. Unter anderem müssten für den Brandschutz noch Fluchttreppen installiert werden, so der Blick in die Zukunft.
In der Gemeinde Goldbeck prägte die Zuckerfabrik mehr als ein Jahrhundert lang das Leben der Einwohner. Die Industriehalle ist ein letztes Wahrzeichen aus dieser Zeit. „Für die Menschen ist eine Identifikation mit ihrer Gemeinde wichtig, vor allem für die Bindung an Land und Leben und Leute vor Ort. Die Zuckerhalle bietet das Potential einer solchen Identifikation“, sagte Bürgermeister Dobberkau. So hat sich zwischenzeitlich auch ein Verein gegründet, der für die Nutzung der Zuckerhalle die Verantwortung übernimmt. Von Konzerten bis hin zu Aufnahmen eines Berliner Theaters bot die Zuckerhalle sich unlängst als Kulisse an. Auch das jährliche Plummusfest hat hier seinen Festen Platz. Und ganz nebenbei wird im ländlichen Raum ein historisches Gebäude erhalten, was ansonsten zu verfallen drohte.