Brachflächenmanagement

Mit dem „Luxus der Leere“ für Immobilien in der Altmark werben

Preise für Immobilien steigen seit Jahren. In einigen deutschen Metropolen sind Häuser, Wohnungen und Grundstücke für Durchschnittsverdiener kaum noch zu bezahlen. Ganz anders sieht es in der Altmark aus. Im Norden von Sachsen-Anhalt stehen zahlreiche Immobilien leer. Mitunter warten sie seit Jahren auf neue Besitzer. Die Preise sind im Keller und Eigentümer lassen ungenutzte Häuser verfallen, weil sie niemand braucht.

Darüber, dass es so nicht weitergehen kann, sind sich Bewohner und Politiker der Region im Klaren. Zumal die Altmark, gelegen zwischen den Metropolen Hamburg, Hannover und Berlin, eine attraktive Wohngegend darstellt. Gerade in Zeiten, in denen das Leben in der Großstadt immer teurer wird, kann der ländliche Raum zu einer Alternative werden. Um auf den Leerstand und die günstigen Preise aufmerksam zu machen, haben sich bislang sechs Kommunen zusammengeschlossen und ein sogenanntes Brachflächenmanagement gegründet.

Da das wenig verlockend klingt, wird das Projekt einfach „Luxus der Leere“ genannt. „Genau das ist es, was wir hier haben“, sagt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck, René Schernikau. In seiner Kommune ist die sogenannte Brachflächenmanagerin angestellt. Sie kümmert sich um die Erfassung und Bewerbung der leerstehenden Immobilien. Neben Arneburg-Goldbeck beteiligen sich auch die Kommunen Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg, Einheitsgemeinde Stadt Bismark, Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte, Seehausen und die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) am Projekt. Unterstützt wird es vom Bundesmodellvorhaben Land(auf)Schwung.

Mehr als 1.000 leerstehende Immobilien

Das Ziel ist, kurz gesagt, dass so viele leerstehende Immobilien wie möglich wieder einen Besitzer haben, der sich um sie kümmert. Damit sollen sich zum einen die Ortsbilder verbessern, in denen heruntergekommene Häuser oft das Ansehen verschandeln. Zum anderen geht es um Zuzug in den ländlichen Raum, der in den vergangenen Jahren stark unter dem demografischen Wandel gelitten hat. Und verlassene Immobilien gibt es zahlreich. „In der Projektregion sind es mehr als 1.000 leere Objekte“, sagt Schernikau. Altmarkweit noch viel mehr.

In einem ersten Schritt wurden sämtliche Objekte erfasst und versucht, die Besitzer zu recherchieren. Das war oft nicht einfach und in manchen Fällen sogar unmöglich. Jetzt geht es darum, die zum Verkauf stehenden Häuser und Grundstücke zu bewerben. Dazu wurden zahlreiche Immobilien auf dem kommunalen Immobilienportal KIP im Internet eingestellt. „Aufgrund der Vielzahl an Objekten haben wir uns im ersten Anlauf auf drei pro teilnehmende Kommune konzentriert“, sagt Schernikau. Vor allem ortsbildprägende Häuser seien dafür ausgewählt worden.

Auch medial wurde das Projekt beworben und hat bereits in zahlreichen Veröffentlichungen Anklang gefunden. Unter anderem berichtete die „Neue Züricher Zeitung“ über den „Luxus der Leere“ in der Altmark. „Wir wollten überhaupt erst einmal für das Thema sensibilisieren und das hat funktioniert“, sagt Schernikau. Aber das ist noch nicht alles. Aufgrund der Aktivitäten hätten sich bereits zahlreiche Interessenten gemeldet und einige Immobilien wurden sogar schon verkauft. „Wir haben hier eine wunderschöne Gegend zum Leben“, ist sich der Bürgermeister sicher. Das Projekt wird nicht das Letzte sein, um darauf auch aufmerksam zu machen.

Links

Internetseite: http://www.luxusderleere.de

Kommunales Immobilienportal KIP: https://altmark.kip-sachsen-anhalt.de

Flyer „Luxus der Leere“: http://daten.verwaltungsportal.de/dateien/news/4/2/4/9/9/0/flyer-ueberarbeitungkarte.pdf

Drei Fragen an

Leerstandsmanager Tino Pauls

Was haben Sie Besonderes bei der Umsetzung des Projektes erlebt?

Tino Pauls: Da gibt es nicht das eine Besondere oder das besondere schöne Erlebnis. Es waren eher die Erfolgserlebnisse, wenn ein leerstehendes Objekt einen neuen Eigentümer findet oder einer neuen Nutzung zugeführt werden kann. Auch die vielen interessanten Gespräche mit Eigentümern oder Interessenten über die Wünsche und Ideen für Projekte die diese verwirklichen wollen.

Was wird sich durch das Projekt für Sie persönlich verändern?

Durch das Projekt hat sich meine Sichtweise auf die Problematik grundsätzlich verändert. Seitdem ich das Projekt begleite, ist mir erst klar geworden, vor welchen großen Herausforderungen die Altmark steht. Und dass nur interkommunale Partnerschaften zur Lösung dieser Herausforderungen beitragen können.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Projektes?

Perspektivisch gesehen sollte an einer Fortsetzung des Projektes festgehalten werden, damit die bisher erzielten Resultate nicht als Aktenleiche in den Verwaltungen verschwinden. Zudem wäre es für die Region wenig hilfreich, wenn bereits begonnene, wirksame Projekte nicht weiter verfolgt werden. Zukünftig sollten aber nicht nur einzelne Kommunen sich am Projekt beteiligen, sondern vielmehr landesweit die Probleme der Siedlungsentwicklung angegangen werden.

 Hinweis: Tino Pauls war bis zum 31. Dezember 2017 Leerstandsmanager und für das Projekt verantwortlich. Sein Amt wurde am 01.01.2018 durch Victoria Mintzlaff übernommen.