Die Krankenakte für die Hosentasche

Ein innovatives Softwareunternehmen aus Tangermünde beteiligt sich als sogenanntes Startprojekt am Modellvorhaben Land(auf)Schwung. „Wir entwickeln ein Patientenportal“, sagt Innocon-Systems-Geschäftsführer Hagen Woecht. Dabei handele es sich um eines der ersten Projekte im Landkreis, das mithilfe der Bundesförderung zum Thema Digitalisierung der Altmark umgesetzt wird.  Patienten sollen zukünftig mit der neuen Softwarelösung über das Internet Zugriff auf ihre Daten im Krankenhaus bekommen. Damit wird die Kommunikation zwischen Patienten und Kliniken erleichtert.

Ein derartiges Produkt ist digital, innovativ und bisher auf dem Markt nicht erhältlich. „Zum Beispiel können Kranke mit unserer geplanten Software vor ihrem Klinikaufenthalt von zu Hause aus bereits den sogenannten Aufklärungsbogen oder Behandlungsverträge einsehen und ausfüllen“, sagt Woecht und erklärte damit einige der geplanten Funktionen. Anfangs gab es nur Prototypen des Produkts, nun sei das Unternehmen eine Partnerschaft mit dem Krankenhaus Gardelegen in der Altmark eingegangen. „Zusammen entwickeln  wir unsere Software weiter und wollen sie zur Markreife führen“, sagt Woecht.

 Nach dem ersten Projekthalbjahr gibt es dafür bereits gute Fortschritte. Die Software ist installiert und erste Daten der Patienten sind auf einem Server im Klinikum gespeichert. Derzeit läuft eine Testphase. Schon jetzt können vom Klinikum Daten der Patienten über das Tool bereitgestellt werden. Es gehe nun darum, kleine Fehler auszumerzen und vor allem die Sicherheit der Daten zu gewährleisten. „Das ist für uns ein ganz wichtiger Punkt“, sagt der Innocon-Chef. Nach und nach soll die Akzeptanz der Software bei den Nutzern steigen.

Dazu plant die Firma etwa die Einführung einer App, um das Patientenportal noch bequemer bedienen zu können. In Zukunft soll es auch möglich sein, dass Patienten selbst Daten hochladen und somit ihre Krankenakte per Handy quasi immer bei sich tragen. Eine Krankenakte in der Hosentasche. Das hat zahlreiche Vorteile für die verschiedenen behandelnden Ärzte sowie für die Patienten. Es spart Zeit und lässt Behandlungen schneller und genauer werden, da Ärzte besser auf die Krankenhistorie ihrer Kunden zugreifen können.

Die Firma Innocon-Systems GmbH gibt es seit 2011, seit 2015 hat sie ihren Hauptsitz in Tangermünde in der Altmark. 2016 gewann das Unternehmen den Wirtschaftspreis Altmark in der Sparte Dienstleistungn. Vier Mitarbeiter kümmern sich um Softwarelösungen im medizinischen und industriellen Bereich. Das Unternehmen ist auf Expansionskurs und sucht derzeit Informatiker. Zusammen mit großen Partnern, wie etwa GE Healthcare Deutschland und der Nexus AG verkauft die Firma ihre Produkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Unter anderem entwickelt und vertreibt Innocon-Systems Software, mit der sich niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser vernetzen. Ein weiteres Produkt ist eine Softwarelösung zur Material- und Lagerhaltung in Kliniken und Industrieunternehmen.

Drei Fragen an…

…den Geschäftsführer der Innocon GmbH, Hagen Woecht

Wie kamen Sie auf die Idee zum Projekt?

Hagen Woecht: Als Hersteller einer digitalen Dokumentlösung möchten wir einen sogenannten Medienbruch wischen Digital und Papier vermeiden. Deshalb haben wir nach einer Lösung gesucht, um im Gesundheitswesen direkt mit dem Patienten digital kommunizieren zu können. Ziel war es, Aufklärungsdokumente und Behandlungsverträge bei geplanten stationären Aufenthalten bereits zu Hause vom Patienten auszufüllen beziehungsweise vorausfüllen zu lassen.

Was haben Sie bisher Besonderes bei der Umsetzung des Projektes erlebt?

Woecht: Wir entwickeln mit unserem Projekt eine digitale Kommunikationstechnologie zum Austausch sensibler medizinischer Daten zwischen einem Krankenhaus oder beteiligten Praxen und dem Patienten. Dabei haben wir erkannt, dass es für diesen Kommunikationsweg eine Vielzahl an Interessenten, Anwendungsfälle und echten Mehrwerten gibt. Sehr  positiv ist bislang auch Zusammenarbeit mit der Klinik und Partnern bei der Erarbeitung und Installation der Infrastruktur.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Projektes?

Woecht: Ich wünsche mir eine hohe Akzeptanz von den Patienten, die begründet ist durch die Bestätigung eines echten Mehrwerts. Außerdem benötigen wir weitere sinnvolle Anwendungsfälle, um die Software-Lösung ausbauen zu können.

 

Hagen Woecht präsentierte das Patientenportal u.a. auch auf der Grünen Woche 2017 (Foto: Björn Gäde)